Hier finden Sie alle zur Beurteilung durch das Preisgericht zugelassenen Arbeiten zum Knorrquartier in Frankfurt und erhalten Einblicke in Details und Hintergründe zu den künstlerischen Konzepten.
Die ersten Eisenbahngesellschaften wurden über Wertpapiere finanziert; aber auch die Knorr-AG, die GAGFAH AG und die Vonovia AG sind finanziert über das Kapital von Anlegern / Aktionären. Den Firmen kommt eine soziale Verantwortung zu, insofern sie ganze Stadtteile prägten (und dies heute noch tun) und damit über die Verteilung von öffentlichem und privatem Raum mitbestimmen.
Beschreibung
Bei dem Entwurf handelt es sich um ein dreiteiliges Projekt an der Schnittstelle von Stadtentwicklung / Wohnen / Marktwirtschaft, das auf 11 Jahre angelegt ist. Der erste Teil ist mit einem Aktiendepot für die Mieter als Soziale Plastik konzipiert. Ca. 55 % der Realisierungssumme soll in Aktien von Vonovia investiert werden. Mit der Gründung eines Vereins oder einer Gesellschaft des bürgerlichen Rechts sollen die Mieter aktiv an der Gestaltung von Gemeinschaft und am Erfolg des Dax-Unternehmens beteiligt werden. Die jährliche Dividende wird auf einem treuhänderischen Konto verwaltet und auf Antrag für gemeinsame Projekte (z. B. Sommerfeste, Ausflüge, Fahrradständer o. ä.) ausgeschüttet. Falls der Betrag nicht komplett abgerufen werden sollte, wird der Rest in den weitern Kauf von Aktien investiert. Der zweite Teil der Arbeit besteht aus einem handelsüblichen Pavillon / Carport mit begrüntem Dach. Die Seiten des Pavillons sind offen und teilweise von Holzbänken flankiert. Optional sind Dämmerungssensoren und Solarzellen auf dem Dach vorgesehen, um den Innenraum des Pavillons abends und in der Dämmerung mit Licht zu versorgen. Der dritte Teil der Arbeit besteht in der Dokumentation des Prozesses. Sämtliche Aktionen werden entweder von den Mietern oder der Verfasser/in selbst dokumentiert und um einen begleitenden Text ergänzt. Die gesammelten Dokumente werden im 11. Jahr zusammengefasst und in einer Publikation veröffentlicht. Die anfallenden Kosten hierfür werden aus dem Aktiendepot finanziert. Das erste Jahr markiert die Findungsphase des Projekts. Dafür sieht die Verfasser/in monatliche Treffen vor, bei denen der Prozess organisatorisch durchgeplant sowie juristische Fragen rund um die Vereinsgründung geklärt und Informationen zu Aktien gegeben werden. Die Verfasser/in verpflichtet sich, bei den monatlichen Treffen im ersten Jahr anwesend zu sein.
Nr. 2002: Stein für die Begegnung
Künstler: Livia Kubach und Michael Kropp
Idee
Als ehemalige Bahnarbeiter-Siedlung stellt das Knorrstraßen-Quartier einen eigenen gewachsenen Lebensraum dar, der Vergangenheit und Zukunft versöhnen soll. Die Anwohner werden Veränderungen erleben und Besinnung erfahren. Dazu sprechen uralte Steine, menhir-gleiche Gestalten, die ihre runden Leiber vertrauensvollaneinander schmiegen und einander in geradezu zärtlicher, inniger Umarmung begegnen, von der Sehnsucht aller Menschen.
Beschreibung
Bei dem Entwurf für Fläche A handelt es sich um zwei vertikal nebeneinander stehende Granitfindlinge. Diese werden auf ca. 2/3 der Höhe durch eine horizontal liegende Platte desselben Gesteins verbunden.
Nr. 2003: Grazien | 2. Platz
Künstler: Via Lewandowsky
Idee
Die Besonderheit an einem Standort für Kunst in einem Wohngebiet ist, dass solche Orte wie Schleusen zwischen öffentlichen und privaten Räumen funktionieren. […] Man muss daher eine Brücke schlagen, in der die Kunst am Bau auf Augenhöhe den Anwohnern begegnet und als Überbringer kultureller Botschaften ein guter Begleiter im Alltag sein kann.
Beschreibung
Bei dem Entwurf handelt es sich um drei ca. fünf Meter hohe geschwungene Peitschenlampen in Resedagrün. In Verbindung mit dem Titel verweisen die Lampen auf die drei Grazien der griechischen Mythologie, die für Anmut, Schönheit und Festesfreude stehen. Die Lampen sind mit 24 Volt-LED-Leuchtmitteln ausgestattet, die ein angenehmes, diffuses Licht auf den Rasen werfen. Die Masten stehen sich in einem gestreckten Dreieck gegenüber und umkreisen sich gegenseitig. In der Mitte des Dreiecks wird ein Ahornbaum gepflanzt.
Nr. 2004: Wachsen
Künstler: David Mannstein
Idee
Die Stadt breitet sich aus. Nicht nur Gebautes, sondern auch das Leben wird nachverdichtet. Die überdimensionalen Halme sind ein Symbol für den Freiraum, den Natur und Mensch brauchen.
Beschreibung
Der Entwurf sieht drei unterschiedlich hohe (14 m – 16 m) rote Edelstahlrohre auf der Fläche A vor. Die Rohre – „Halme“ –laufen nach oben spitz zu. Ihre Dimension spielt mit der Relation von groß und klein und animiert dazu, immer wieder aufs Neue den Standpunkt zu wechseln, um die Welt mit den Augen anderer zu sehen. Drei am Boden liegende Sitzsteine flankieren die Edelstahlrohre. Die Oberflächen der Sitzsteine könnten gemeinsam mit den Mietern mit Mosaiken gestaltet werden.
Nr. 2005: Vielschichtige Heimat
Künstler: Marc Fromm
Idee
Umgeben von den mächtigen Gebäuden der Nachbarn bilden die Wohnbauten des Knorr Quartiers einen Innenraum – eine Lichtung. Der urbanen Wildnis strotzend, steht hier ein überlebensgroßer, majestätischer Hirsch. Möchte das eher scheue Wild mit seinem großen Geweih – der Platzhirsch – sein Revier verteidigen gegen die rasante Entwicklung der Stadt? Oder ironisiert sich das Heimatsymbol selbst?
Beschreibung
Der Entwurf zeigt einen aus rotbraun oxidierten Cortenstahlplatten modellierten Hirsch mit Geweih. Der Hirsch wird auf Schienen und Bahnschwellen positioniert, die ebenfalls aus Cortenstahl bestehen. Mit dem Hirsch greift die Verfasser/in auf ein klassisches Sehnsuchtsmotiv zurück. Auf der einen Seite kann der Hirsch für Weltoffenheit, Kraft und majestätische Ruhe stehen, auf der anderen Seite für große Scheu, stilles Beobachten und Heimatverbundenheit. Mein Anliegen ist es, in unserer schnelllebigen Zeit eine prägende Skulptur mit großer assoziativer Kraft zu installieren, welche die Bewohner jeden Alters und jeder Herkunft emotional anspricht und gleichzeitig den historischen Ursprung des Ortes transportiert.
Nr. 2006: (o. T.)
Künstler: Klaus Goth
Idee
Der Innenhofbereich des Knorr-Quartiers in Frankfurt soll nicht durch eine Einzelskulptur künstlerisch akzentuiert werden, vielmehr wird für den südlichen Wettbewerbsbereich eine platz- und raumgreifende Arbeit vorgeschlagen. Beschreibung
Der Entwurf für Fläche A sieht eine raumgreifende Arbeit vor, die sich in konzentrisch angelegten Kreissegmenten über den gesamten Grünbereich der Fläche A ausdehnt. Die einzelnen Skulpturen bestehen aus ineinandergreifenden Bauteilen von hellem Granit und wetterfestem Stahl. Die Verzahnung der unterschiedlichen Materialien sowie die Heterogenität der Einzelelemente interpretiert die Verfasser/in im Sinne der kulturellen Vielfalt im Knorrquartier und der Möglichkeit zu einer Verständigung über Gegensätze und soziale Unterschiede hinweg.
Nr. 2007: Luna Lan
Künstler: Thomas Woll
Idee
Luna_Lan ist eine architektonische Intervention, die auf Grund Ihrer formalen Struktur die Frage nach ihrem Ursprung – natürlich gewachsen oder gebaut – ungeklärt lässt.
Beschreibung
Die architektonische Intervention auf Fläche A besteht aus einer Betonlandschaft, die an gewachsenen Fels erinnert. Darauf sitzt eine mit Tartan beschichtete Plattform aus verzinktem Stahl, aus deren Mitte sich ein Mast mit Solarpanels erhebt. Die Solarpanels sammeln Strom für die Infrastruktur der „urbanen Insel“: Steckdosen, WLAN-Router und eine Ladestation für E-Fahrräder. Eine halbrunde Sitzbank macht die Fläche zum Aufenthaltsort. Vor allem für Jugendliche stellt die artifizielle Topografie eine Beziehung zu lebenspraktischen Abläufen wie Smartphones – bzw. Laptops aufladen oder im Internet Surfen her.
Nr. 2008: Spur BBQ
Künstler: Matthias Braun
Idee
Die Installation ist „Kunst als Vehikel der Kommunikation“ im wahrsten Sinne des Wortes: Auf der Rasenfläche B nördlich des Kinderspielplatzes wird eine berdimensionale, abstrahierte Modelleisenbahn mit ringförmigem Gleis platziert – ein „Spielplatz“ für Erwachsene.
Beschreibung
Auf einer kreisförmigen Gleisanlage wird eine mobile Grillstation in Form einer Modelleisenbahn eingerichtet, bestehend aus einem funktionsfähigen Stahl-Grill in Form einer Lokomotive und drei Waggons, die als Sitzbänke gestaltet sind. Alle vier Elemente können aneinander gekoppelt werden und sind in ihren Bestandteilen einzeln Verschiebbar. Der Entwurf thematisiert das Grillen als soziales Ritual, das in nahezu allen Kulturkreisen bekannt ist und Menschen verschiedenster Nationen verbinden kann. Außerdem stellt der Entwurf einen Bezug zur Geschichte des Quartiers her: Durch das Kunstwerk wird die Geschichte des Ortes – ein ehemaliges Gelände der Deutschen Bahn -- eindrucksvoll visualisiert sowie ein Bezug zum Namen des Quartiers hergestellt. Ernst Theodor Georg Knorr […] war Ingenieur und Unternehmer auf dem Gebiet der Eisenbahntechnik und Gründer der nach ihm benannten Firma Knorr-Bremse.
Nr. 2009: Eiserne Palmen
Künstler: Lukas Sünder
Idee
Die Skulptur verweist mit ihrer Palmenoptik auf Traumorte, die irgendwo in der Südsee liegen könnten. Doch ist das Material ein konkretes Element aus der Wohnumgebung und verweist auf die Geschichte des Ortes.
Beschreibung
Vier gebogene und auf einem Betonsockel montierte Winkeleisen stilisieren eine Palmenoptik. Zugleich stellen die eisernen Träger eine Referenz zu den Gewölbeträgern der Bahnhofshalle im Frankfurter Hauptbahnhof her. Ihren konkreten Ursprung hat die Idee in einer Fotografie von Bernhard Holtmann aus einem Bildband über den Bahnhof. Die dortige Bildunterschrift „Unter den eisernen Palmen“ wird von der Verfasser/in wörtlich genommen und bildnerisch umgesetzt.
Nr. 2010: Main Kamerun
Künstler: Empfangshalle
Idee
Seit der vorletzten Jahrhundertwende wird das Gebiet nahe der Galluswarte, zur damaligen Zeit Industrie – und Eisenbahnergebiet, volkstümlich als „das Kamerun“ bezeichnet. Es gibt verschiedenste Theorien, woher die bis heute gängige Bezeichnung ursprünglich stammt, jedenfalls war das Land Kamerun damals deutsche Kolonie und als solche im Bewusstsein der Bevölkerung. Hier spannt sich der Bogen auf zur deutschen Geschichte, zur Geschichte der Arbeiterklasse und zu den globalen Zusammenhängen von damals und heute.
Beschreibung
Der Entwurf zeigt ein stilisiertes Landschaftsmodell von Kamerun. In der Mitte ragt ein „Gebirge“ aus verschiedenen Pflanzen auf, das von einer metallischen Gitterstruktur gehalten wird. Die horizontalen Ränder aus Holz dienen als Sitzfläche. Im Frankfurter Gallusviertel (Kamerun) leben zahlreiche Nationalitäten dicht beieinander. Die Skulptur soll einen Treffpunkt für die Bewohner des Viertels schaffen und ist von der Verfasser/in zugleich als symbolischer Ort der Identifikation aller Frankfurter mit ihrem Viertel konzipiert.