Hier finden Sie alle zur Beurteilung durch das Preisgericht zugelassenen Arbeiten zum Afrikanischen Viertel in Berlin und erhalten Einblicke in Details und Hintergründe zu den künstlerischen Konzepten.
Ich möchte einen Ort schaffen, an der Afrikanischen Straße, einen Ort der tatsächlichen Begegnung mit dem afrikanischen Viertel und seiner imaginären Bewohner*innen, als historische Zeugen und als in dieser Welt gegenwärtig Agierende, als Gesprächspartner für die Zukunft.
Beschreibung
Die Installation umfasst 129 Namensschilder, deren Gestaltung den klassischen Berliner Straßenschildern entspricht. Die meisten Namen repräsentieren bekannte Persönlichkeiten des afrikanischen Kontinents, andere verweisen auf Personen, die mit der afrikanischen Kolonialgeschichte in Verbindung gebracht werden können sowie auf Politiker, Musiker oder Künstler. Dazwischen finden sich aber auch Namen wie Pippi Langstrumpf oder der Afrikanische Elefant. Die Namen beziehen sich auf Vorschläge, die im Rahmen eines öffentlichen Aufrufs zur Umbenennung von Straßennamen im Afrikanischen Viertel von Bürger/innen eingereicht wurden. Die Verfasser/in hat die Namen entsprechend ihrer Anfangsbuchstaben alphabetisch geordnet und auf insgesamt 23 Pfosten montiert. Die Pfosten wurden auf den vorgesehenen Flächen zu einem Parcours gruppiert. In der Vielfalt der ausgewählten Namen entsteht ein Ort, der Geschichte(n) und Gegenwart des Afrikanischen Viertels mit individuellen Assoziationen auflädt. Zum Projekt soll ein Taschenbuch entstehen, das aus einem Automaten in unmittelbarer Nähe zur Installation erworben werden kann. Die Broschüre enthält eine Einführung ins Projekt sowie die gesammelten Kurzbiographien in deutscher und englischer Sprache nebst jeweils einer Abbildung.
Nr. 3002: Handlauf
Künstler: Robert Barta
Idee Ich möchte einen Ort schaffen, an der Afrikanischen Straße, einen Ort der tatsächlichen Begegnung mit dem afrikanischen Viertel und seiner imaginären Bewohner/innen, als historische Zeugen und als in dieser Welt gegenwärtig Agierende, als Gesprächspartner für die Zukunft.
Beschreibung
Auf der vorgesehenen Fläche wird ein Handlauf montiert, in dessen Aluminiumguss die Handabdrücke von Quartiersbewohnern eingelassen sind. Mit der partizipativen Idee verbindet sich eine kommunikative Dimension: Jeder Anwohner bekommt die Möglichkeit, sich in Form eines Abdrucks der rechten oder linken Hand auf einem Geländer zu verewigen, welches als raumgreifende Geländerskulptur auf dem parkähnlichen Grundstück zwischen den Gebäuden verläuft. [...] Die Identifikation der Anwohner steht damit als primäres Element dieser Arbeit im Vordergrund. Bei der fertig montierten Geländerskulptur stehen sich die Personen von beiden Seiten des „Handlaufs“ sozusagen kommunikativ gegenüber. Der Handlauf ist als Modul-Baukasten-System geplant: Einzelne jeweils 1 m lange Rundrohre können optional in gerader oder runder Form zu insgesamt 60 laufenden Metern zusammengesteckt werden. Zusätzlich ist ein ca. 360-seitiges Buch vorgesehen, welches jeden Handabdruck sowie den gemeinschaftlichen Entstehungsvorgang des Kunstwerks dokumentiert. Jedem Teilnehmer an der „Geländerskulptur“ wird ein Exemplar des Buches zur Verfügung gestellt.
Nr. 3003: Guinea-Tiere
Künstler: stoebo
Idee
Das Kunstwerk Guinea-Tiere versteht sich als ein, im besten Sinne des Wortes, dekoratives Kunstwerk, welches nicht belehrend auftritt, sondern unterhaltsam sein möchte [...] Der narrative Stil und der parabelhafte Ansatz, der dem Kunstwerk zu Grunde liegt, erinnern in weiteren Sinn an große afrikanische Erzählungen und Mythen.
Beschreibung
Die auf einem Betonsockel verankerte Bronzeskulptur zeigt acht Tierfiguren, die sich auf einem afrikanischen Langboot befinden: Schwein (Guinea hog), Pavian (Guinea boboon), Perlhuhn (Guinea fowl), Meerschweinchen (Guinea pig), Kugelfisch (Guineafowl puffer), Schmetterling (Guineafowl butterfly), Wespe (Guinea wasp) und Riesenbandwurm (Guinea worm). Sich windend formt der Bandwurm mit seinem Körper das Wort „Guinea“. Mit der Namensgebung und narrativen Einbettung schlägt die für die Fläche B vorgesehene Skulptur eine gedankliche Brücke zu dem gleichnamigen Land in Westafrika. Außerdem verweist die Verfasser/in auf die Tradition klassischer Tier-, bzw. Parkplastiken in den Grünanlagen Berlins. „Guinea Tiere“ nimmt auf diese Tradition Bezug und erweitert sie zugleich durch das Sujet der Bootsreise und die sehr unterschiedlichen „Passagiere“, die auf die vielfältigen Einflüsse Afrikanischer Kultur und ihres Transfers in die Welt anspielen. Die Aufstellung in direkter Nähe zum Kiezcafé soll dessen Funktion als nachbarschaftlicher Treffpunkt unterstreichen und dient dazu, diesem Bereich ein besonderes Profil zu verleihen. Die Skulptur soll mit drei LED-Bodenstrahlern aus unterschiedlichen Positionen angestrahlt werden. Außerdem wird vorgeschlagen, den umgebenden Bereich als gepflasterten Platz auszugestalten und die Skulptur samt Sockel in dessen Zentrum zu rücken.
Nr. 3004: Arno Peters Pavillon
Künstler: Inges Idee
Idee
Die Skulptur versucht auf verschiedene Weise das namensgebende Thema Afrika aufzunehmen und mit dem spezifischen Wettbewerbsort zu verbinden. Ganz konkret bilden die geografischen Formen der beiden Kontinente den gestalterischen Ausgangspunkt der Arbeit, die zwischen Skulptur und Architekturzitat oszilliert.
Beschreibung
Der Entwurf zeigt einen Pavillon, der die kartografische Form der Kontinente Afrika und Europa aufnimmt. Getragen von schmalen Säulen zeichnet ein Dach aus farbig lackiertem Aluminiumblech die Ländergrenzen der beiden Kontinente nach. Die Form orientiert sich an der sogenannten Peters-Projektion, mit welcher der Geograf Arno Peters 1974 eine Flächendarstellung in die Kartografie einführte, die der eurozentristischen Perspektive ein proportional richtiges Größenverhältnis der Kontinente gegenüberstellt. Der rötlich betonierte Boden des Unterstands nimmt das geografische Motiv auf. Die Leichtbauweise der Struktur verweist auf eine alternative Art des Bauens, wie sie z.B. in temporären Bauten in Afrika gebräuchlich ist. Form und Farbgebung der Skulptur stehen im Gegensatz zur umgebenden Architektur, die vom europäischen Bauhausgedanken geprägt ist. Eine besondere Qualität stellt die beidseitige Lackierung des Daches dar, denn daraus resultiert ein inhaltlich motivierter Blickeffekt für die Bewohner: Der Blick aus den Fenstern der vor allem oberen Geschosse ermöglicht einen distanzierten Standpunkt zur Betrachtung des nicht immer unkomplizierten Verhältnisses der beiden Kontinente zueinander.
Nr. 3005: Reframing | 2. Platz
Künstler: Barbara Wille und Thilo Folkerts
Idee
Der Titel des Kunstwerks verweist auf das ‚reframing’, eine dynamische Wahrnehmungsstrategie, die in der Psychologie Anwendung findet, wonach das Betrachten einer Sache aus einem neuen Blickwinkel heraus neue Sichtweisen und Handlungsmöglichkeiten kreiert.
Beschreibung
Reframing ist eine zweiteilige skulpturale Installation entlang der Längsachse des Freiraums zwischen den Wohnbauten. Die in ihrer Form identischen, quadratischen Betonrahmen sind mit weißen sowie orangefarbenen Keramikfliesen bestückt. Ihre Gestaltung ist den gekachelten Originalfassaden der Siedlungsbauten von Norman Braun nachempfunden. Die quadratischen Grundmodule sind sowohl Fenster als auch Fassade, sind Innen- und Außenraum zugleich und schaffen Orte zum Verweilen. Das variierende Rastermuster wird in den Standflächen der Rahmen durch unifarbene Betonplatten wiederholt und stellt so einen Bezug zu modernen Bautraditionen her: Da mit dem Rückbau der Braunschen Fassadenoberfläche auch der ästhetische Bezug zu diesen Utopien verschwindet, ist der vorliegende Entwurf als ein Statement zu lesen, an die historischen Kontexte anzuknüpfen und ihren ästhetischen wie konzeptionellen Wert zu würdigen.
Nr. 3006: The Pools
Künstlerin: Lena Henke
Idee
Das facettenreiche Spiel der Form trifft auf die Frage der historischen Authentizität und provoziert im Betrachter eine bewusste Auseinandersetzung mit seiner räumlichen Umwelt.
Beschreibung
Die Arbeit besteht aus drei Stahlskulpturen in den Primärfarben rot, gelb und blau, die an zentraler Stelle auf den Grünflächen der Wohnanlage platziert werden. Durch Manipulation von Maßstab, Material und Komposition enthüllen die Arbeiten dem Betrachter je nach Position unterschiedlich weit ihren figurativen Inhalt und erscheinen mal als abstrakte Umrisse, mal als stilisierte menschliche Augen. Die organischen Formen basieren auf Recherchen über Skulpturen-Gärten, in denen nicht nur Kunst und Natur aufeinandertreffen, sondern die oftmals wichtige Treffpunkte von Architektur und Kunst in der Moderne darstellen.
Nr. 3007: Unter freiem Himmel
Künstler: Markus Wüste
Idee
Das Sofa, ein Massenprodukt der heutigen Zeit, ist als Entspannungsmöbel in fast jeder Wohnung zu finden. [...] Der Ursprung kommt von antiken Sitz und Ruheliegen aus Marmor, Holz und Metall, die in privaten Häusern und an öffentlichen Orten zu sehen waren und als Ort für gepflegte Gespräche dienten. Beschreibung
Eine dreiteilige modulare Skulptur aus grauem Granit bildet eine „erweiterte Sitzgruppe im Freien“. Der Skulptur haftet durch die Größe und Materialität etwas Thronhaftes und Erhabenes an, zugleich werden die „Sitzmöbel“ als eigentlich banale Alltagsgegenstände sofort wieder entzaubert. Die Sitzgruppe schafft eine Art der privaten Abgrenzung zum Außenraum, kann jedoch auch Treffpunkt und Ort für soziale Begegnung sein. Ähnlich wie dieses Wechselspiel zwischen öffentlich und privat entsteht auch ein Spannungsverhältnis zwischen der weich geformten Oberfläche der Skulptur und der Härte und Kühle des Granits.
Nr. 3008: Surfacing | 1. Platz
Künstlerin: Sonja Vordermaier
Idee
Die gezeigten Tiere Afrikas sind Medium für diverse Inhalte – ob als reales Tier oder als plastische Figur. Sie haben ökonomische Funktionen, stehen für kulturelle Werte, sind magische Wesen, exotische Attraktionen, Jagdtrophäen oder Sinnbild bedrohter Tierarten.
Beschreibung
Eine Gruppe von neun afrikanischen Tieren zieht durch die Rasenfläche. Die Tiere bilden eine ungewöhnliche Herde aus Nilpferd, Löwe, Nashorn, Wildschwein, Wasserbüffel, Elefant und Zebra. Alle haben ihr ursprüngliches Habitat in unterschiedlichen afrikanischen Ländern. Die Tierkörper werden als Konturenschnitte aus mehrlagig geschichteten Hartgummiplatten zusammengesetzt. Als Vorbild dienten geschnitzte Kleinplastiken aus Holz, wie sie auf Touristenmärkten vor Ort in Afrika zu finden sind aber ebenso als Deko-Artikel weltweit in Geschäften oder online vertrieben werden. Diese kulturellen „Layers“ bilden die Grundlage und formen zugleich die Oberflächen der Figurengruppe, die in den Boden der Grünfläche eingelassen ist, so dass nur die Rücken und Köpfe der Tiere sichtbar werden. Vor allem von oben ergibt sich ein überraschender Effekt: die Tiere scheinen gleichsam durch das Gras zu schwimmen. Die Arbeit bewegt sich zwischen Sichtbarkeit und Nicht-Sichtbarkeit, zwischen kolonialer Vergangenheit und postkolonialer Gegenwart, zwischen Kunsthandwerk und computerbasierter Technologie.
Nr. 3009: Afrika so nah
Künstler: Dellbrügge & de Moll
Idee
Die Erforschung und Kartografierung des Kilimandscharo sind Teil der deutschen Kolonialgeschichte. Entdeckung und Aneignung des Fremden, geographische Wissenschaft und koloniale Politik gehören von Anfang an zusammen.
Beschreibung
Bei der Skulptur handelt es sich um eine Darstellung des Kilimandscharo, die ihre Form aus dem Höhenlinienmodell des tansanischen Bergmassivs ableitet. Insgesamt 27 Aluminiumplatten werden dafür in Schichtung auf einen Betonsockel montiert. Als Symbol der deutschen Kolonialgeschichte kann die Skulptur einen Ausgangspunkt zur Auseinandersetzung mit der Geschichte des Afrikanischen Viertels bilden.
Nr. 3010: Girlcrew
Künstler: Christian Odzuck
Idee
Die Grundidee besteht darin, dem orthogonal geprägten Raum des Quartiers durch ein organisch geformtes Objekt ein neues Zentrum zu geben sowie dieses als Ort des Verweilens und der Kommunikation zu etablieren.
Beschreibung
Den Ausgangspunkt des Entwurfs bilden biologische Grundformen, wie sie in Zellstrukturen zu finden sind. Durch wiederholte Anwendung digitaler Algorithmen entsteht eine eigenständige, fiktionale Form, die die Entwurfsprozesse sichtbar macht, verräumlicht und materialisiert. Der metallenen, matt spiegelnden Oberfläche liegt ein aus Styropor gefrästes, mit Glasfasermatten und Harz beschichtetes Objekt zugrunde. Die Form ruft Assoziationen hervor, die von prähistorischen Lebewesen bis zu Alienraumschiffen aus einem Sciencefictionfilm reichen.