Vonovia Skulpturenwettbewerb

Wonach suchen Sie?

  • Item 1.
  • Item 2.
  • Item 3.
  • Item 4.

Weitere Suchmöglichkeiten

Realisierung

Afrikanisches Viertel in Berlin

Nicht jedes Wohnviertel ist so berühmt, dass es für einen eigenen Wikipedia-Eintrag reicht. Das Afrikanische Viertel in Berlin-Wedding schon. 21 Straßen umfasst es; drei Häuser in der Kongostraße gehören zur Vonovia. In den letzten sechs Jahren hat Vonovia über eine Million Euro in die Modernisierung und den Umbau seiner Gebäude der Kongostraße investiert.
Zusammen mit dem Trägerwerk Soziale Dienste entstand der Kindergarten Knirpsmaus. 41 Kinder haben hier reichlich Platz zum Lernen, Spielen und Toben. Da die Kita ebenfalls in der Kongostraße liegt, bot es sich an, sie nach der afrikanischen Knirpsmaus zu benennen, die das kleinste Nagetier der Welt ist. So ist in eine leerstehende ehemalige Postfiliale wieder neues Leben eingezogen und aus dem fast ungenutzten Hof ein großer grüner Kinderspielplatz geworden.

Konzept der Künstlerin

Entwurf Afrikanisches Viertel Berlin

1. Platz: "SURFACING"

Künstlerin: Sonja Vordermaier

Idee


Die Arbeit bewegt sich zwischen Sichtbarkeit und Nicht-Sichtbarkeit, zwischen kolonialer Vergangenheit und postkolonialer Gegenwart, zwischen Kunsthandwerk und computerbasierter Technologie.

Beschreibung

Eine Gruppe von neun afrikanischen Tieren zieht durch die Rasenfläche. Die Tiere bilden eine ungewöhnliche Herde aus Nilpferd, Löwe, Nashorn, Wildschwein, Wasserbüffel, Elefant und Zebra. Alle haben ihr ursprüngliches Habitat in unterschiedlichen afrikanischen Ländern. Die Tierkörper werden als Konturenschnitte aus mehrlagig geschichteten Hartgummiplatten zusammengesetzt. Als Vorbild dienten geschnitzte Kleinplastiken aus Holz, wie sie auf Touristenmärkten vor Ort in Afrika zu finden sind aber ebenso als Deko-Artikel weltweit in Geschäften oder online vertrieben werden. Diese kulturellen „Layers“ bilden die Grundlage und formen zugleich die Oberflächen der Figurengruppe, die in den Boden der Grünfläche eingelassen ist, so dass nur die Rücken und Köpfe der Tiere sichtbar werden. Vor allem von oben ergibt sich ein überraschender Effekt: die Tiere scheinen gleichsam durch das Gras zu schwimmen.

Die Arbeit bewegt sich zwischen Sichtbarkeit und Nicht-Sichtbarkeit, zwischen kolonialer Vergangenheit und postkolonialer Gegenwart, zwischen Kunsthandwerk und computerbasierter Technologie.

Das Preisgericht hat den Entwurf „SURFACING“ der Künstlerin Sonja Vordermaier zur Realisierung für den Standort Berlin – Afrikanisches Viertel empfohlen.

Entwurf Afrikanisches Viertel Berlin
Realisierung

Surfacing, Berlin Wedding 2021


Künstlerin Sonja Vordermaier

Künstlerin Sonja Vordermaier im Interview

Frau Vordermaier, was hat Sie daran gereizt, am Skulpturenwettbewerb für das Afrikanische Viertel in Berlin teilzunehmen?

Berlin, und besonders der Stadtteil Wedding, ist in allen Extremen einem beeindruckenden gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Wandel unterzogen, der ebenso auch deutschlandweit geschieht. In konzentrierter Form werden diese Veränderungen in einem solchen Stadtteil wie Wedding besonders sichtbar und erfahrbar. Hier in Form einer permanenten künstlerischen Installation an diesem komplexen Austausch teilzuhaben, ist für mich sehr spannend. Außerdem ist die Rasenfläche zwischen den langgestreckten Zeilenbauten ein ganz besonderer Ort, ähnlich einer Bühne, die aber nach allen Richtungen funktioniert (wie z.B. der Konzertsaal in der Hamburger Elbphilharmonie). Es gibt sehr verschiedene Positionen, die man zu der Installation einnehmen kann, ob man aus dem neunten Stock des Hauses heruntersieht oder von unten zum Akteur wird. Oder man streift als Passant nur entlang und geht weiter. Für manche wird die Installation ein Teil des Alltags werden, bis sie sie nicht mehr wahrnehmen, für andere zum liebgewonnenen Spielobjekt, für wieder andere eine Irritation, der sie überraschend begegnen, aber nur einmalig auf dem Weg von A nach B. Anders als bei klassischen Public-Art-Werken können die Anwohner aus dem direkten Umfeld einen ganz persönlichen, langfristigen Zugang finden. Das finde ich sehr interessant, dass auch so eine großformatige Arbeit einen ähnlichen Status finden kann wie ein Bild im Wohnzimmer über der Couch.


Künstlerin Sonja Vordermaier

Was hat Sie zu Ihrer Skulptur inspiriert?
Der Ort selbst. Wie ich in meinem kleinen Info-Film, der vor Ort über einen QR - Code abrufbar ist, erwähne (Link zum Film), ist Berlin Wedding und das Afrikanische Viertel ein Ort, an dem sich unglaublich viel abgespielt hat und noch immer abspielt. Die Namensgebung „Afrikanisches Viertel“ führt automatisch zur Beschäftigung mit der Geschichte Deutschlands in Bezug auf Afrika. Warum heißt das Viertel so? Was für geschichtliche Ablagerungsprozesse findet man dort vor, wie wird damit umgegangen? Warum gibt es immer noch so viele veraltete Vorstellungen in Bezug auf dieses Land und Menschen mit afrikanischen Wurzeln? Wie kommt es dazu, dass so viele Menschen sich gar keine Gedanken darüber zu machen scheinen? Ich habe versucht, einen ortsspezifischen Ansatz zu finden, der einlädt zu diskutieren und den vielen Schichten und Verwicklungen der kulturellen und historischen Einflüsse zu folgen, die an einem Ort wie diesem zusammenkommen.

Was war die größte Herausforderung?
Die technische Seite des Projekts. Für mich war das Material, Gummi, absolutes Neuland, auch die Verarbeitungstechnik (digitales Fräsen) war mir damals nicht so vertraut. Die vielen, sehr komplexen Produktionsprozesse liefen zum größten Teil ohne mich ab, so dass ein ergebnisoffener direkter Kontakt mit dem Material nicht möglich war. Es gab viele Pannen und Verzögerungen. Nun aber steht alles endlich. Ich hatte großes Glück so viele Unterstützer für dieses Projekt gefunden zu haben - nicht zuletzt Frau Dwyer (Projektbetreuung von Vonovia), die hartnäckig dranblieb und an das Projekt geglaubt hat.

Was erhoffen Sie sich von Ihrer Skulptur?
Da bin ich ganz aufgeschlossen für Überraschungen. Ein großer Vorteil ist, dass die vielen Anwohner so divers und multikulturell aufgestellt sind, dass sie irgendetwas mit dem skulpturalen Angebot anfangen können und etwas daraus machen werden, und das wird dann zum Teil der Installation werden, egal in welche Richtung es gehen wird.

 

Zum Text von der Kunsthistorikerin Leena Crasemann zu „Surfacing“ gelangen Sie hier.